Woher kommt die AfD, warum ist sie groß geworden?
Die AfD – eine Partei, die seit ihrer Gründung immer wieder die politische Landschaft in Deutschland aufmischte. Doch wie kam es dazu? Warum ist sie gerade in den letzten Jahren so stark gewachsen und hat sich von einer Protestpartei zu einer ernstzunehmenden politischen Kraft entwickelt?
Die Gründung und der Ursprung der AfD
Die Alternative für Deutschland (AfD) wurde 2013 gegründet, ursprünglich als eurokritische Partei. Ihre Gründung war eine Reaktion auf die Eurokrise und die Politik der Rettungspakete, die viele Deutsche als unzureichend und überteuert empfanden. Zunächst war die Partei eine Plattform für Protestwähler, die mit der etablierten Politik und insbesondere mit der Euro-Rettungspolitik der großen Parteien unzufrieden waren. Ihr erster Aufschwung kam vor allem durch die Ablehnung der europäischen Finanzpolitik, und die AfD profilierte sich schnell als Stimme der Kritik gegen die EU und ihre Finanzpolitik.
Der Umschwung – Von Eurokritik zu rechtspopulistischer Agenda
Doch nach den ersten Jahren der Eurokritik begann sich die AfD zu radikalisieren. Die Partei entfernte sich zunehmend von ihrer ursprünglichen Ausrichtung und öffnete sich für nationalistische, konservative und sogar rechtsextreme Kräfte. Dies gipfelte im Jahr 2015, als die Partei massiv von der Flüchtlingskrise profitierte. Die Entscheidung der Bundesregierung, hunderttausende Flüchtlinge aufzunehmen, führte zu einer breiten Debatte in der Gesellschaft und rief Ängste vor Überfremdung, Terrorismus und einer Überlastung des Sozialsystems hervor. Die AfD nahm diese Ängste auf, stellte sich als „Verteidigerin der Heimat“ dar und gewann damit zunehmend an Anhängern.
Warum ist die AfD so groß geworden?
Das Wachstum der AfD lässt sich durch eine Kombination aus mehreren Faktoren erklären:
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Unzufriedenheit mit der etablierten Politik
Viele Wähler fühlen sich von den großen Parteien nicht mehr vertreten, sie haben das Gefühl, dass ihre Sorgen und Ängste nicht ernst genommen werden. Themen wie Migration, Sicherheit und sozialer Wandel sind oft zu langwierig oder zu wenig konkret angegangen worden. Die AfD bot schnelle, einfache Antworten und sprach gezielt die Frustration vieler Bürger an. -
Die Flüchtlingskrise und die Angst vor Veränderung
Die Flüchtlingskrise 2015 war ein Wendepunkt für die AfD. Während die etablierten Parteien um eine Lösung des Problems rangen, stellte sich die AfD klar gegen die Aufnahme von Flüchtlingen und setzte auf nationale Lösungen. Das Gefühl von Unsicherheit und der Verlust von Kontrolle über die eigenen Grenzen ließen viele Menschen zu dieser Partei greifen. -
Medienpräsenz und populistische Rhetorik
Populistische Rhetorik ist ein weiteres Mittel, mit dem die AfD ihre Anhängerschaft vergrößern konnte. Durch provokante Aussagen und skandalträchtige Positionen bekam die Partei mediale Aufmerksamkeit, die sie geschickt für ihre Zwecke nutzte. Sie konnte so Themen setzen und Diskussionen dominieren, die für sie von politischem Nutzen waren. -
Frustration über die EU und Globalisierung
Neben der Migrationsthematik hat die AfD auch die europäische Politik und die Auswirkungen der Globalisierung als zentrale Themen besetzt. Die Partei positionierte sich als Kritikerin der EU und der internationalen politischen Strukturen, was vielen Bürgern, die sich von der Globalisierung abgehängt fühlen, aus der Seele sprach.
Was bedeutet das für die Zukunft?
Die AfD ist längst nicht mehr nur eine kleine Protestpartei. Sie hat sich fest in der politischen Landschaft etabliert und könnte, je nach Entwicklung in den nächsten Jahren, weiterhin an Bedeutung gewinnen. Für die demokratischen Parteien bedeutet das eine enorme Herausforderung: Wie geht man mit einer Partei um, die in Teilen undemokratische Positionen vertritt, aber von einem beträchtlichen Teil der Bevölkerung unterstützt wird?
Es braucht mehr als nur Abgrenzung und den Versuch, die AfD zu ignorieren. Die Ursachen für den Erfolg der AfD – die Ängste, die Sorgen und die Unzufriedenheit vieler Bürger – müssen ernst genommen werden. Wir müssen verstehen, warum sie so groß geworden ist und wie wir als Gesellschaft darauf reagieren können, ohne in den gefährlichen Strudel von Hetze und Hass abzurutschen.
Mein Fazit
Die AfD hat ihre Wurzeln in einer tiefen Unzufriedenheit mit der etablierten Politik. Doch die Antwort auf das Aufkommen dieser Partei kann nicht in einer weiteren Spaltung der Gesellschaft bestehen. Statt uns weiter zu verhärten und die AfD allein als „Feindbild“ zu betrachten, müssen wir die politische Grundlage dieser Partei entziehen – und das geht nur, wenn wir die Menschen wieder in die Mitte der Gesellschaft zurückholen. Das bedeutet, die Sorgen und Ängste der Bürger ernst zu nehmen und konkrete Lösungen zu bieten.
Es ist dringend notwendig, die Themen, die die AfD groß gemacht haben – wie Migration, soziale Gerechtigkeit und die Wahrung der kulturellen Identität – in einem offenen und konstruktiven Dialog anzugehen. Nur wenn Parteien sich dieser Sorgen annehmen, ohne einfache Antworten zu geben oder Ängste zu schüren, können wir als Gesellschaft eine verträgliche Lösung finden. Wir brauchen eine Politik, die nicht nur die Probleme benennt, sondern auch praktikable, nachhaltige Lösungen bietet, die die Menschen nicht an den Rand der Gesellschaft drängen, sondern sie in den politischen und gesellschaftlichen Diskurs einbeziehen.
Kritik an den Parteien
Solange sich die Gesamtheit der Parteien im linken Spektrum verweigert, wirklich an Lösungen zu arbeiten, wird die Spaltung in Deutschland weiter zunehmen. Die AfD ist nicht aus dem Nichts entstanden – sie hat ihre Wurzeln in einer breiten Unzufriedenheit mit der politischen Elite, die oft den Eindruck erweckt, nicht wirklich an der Lösung der drängenden Probleme interessiert zu sein. Besonders im linken Spektrum sehe ich eine wiederkehrende Tendenz, auf politische Differenzen zu setzen, anstatt Lösungen zu erarbeiten, die wirklich die Menschen in ihrer Gesamtheit ansprechen. Die Antwort auf diese Probleme ist nicht, sich in ideologische Ecken zu verschanzen, sondern konkret und pragmatisch zu handeln.
„Ich mache vor allem diesen Parteien den Vorwurf, nicht an der Lösung arbeiten zu wollen. Stattdessen werden oft nur halbgare Kompromisse und Symbolpolitik angeboten, die die Ängste und Sorgen der Menschen nur oberflächlich ansprechen.“
Was in der öffentlichen Debatte immer wieder fehlt, ist eine echte Auseinandersetzung mit den Ängsten der Menschen. Die Fragen, die die AfD aufgreift – wie etwa die Angst vor einer Überfremdung oder vor der Veränderung der eigenen sozialen Identität – werden von vielen im politischen Mainstream nicht ernst genug genommen oder schlichtweg ignoriert. Statt eine breite, integrative Lösung zu suchen, wird weiter auf Spaltung gesetzt. Und das ist ein Fehler.
„Die Parteien des linken Spektrums – genauso wie die der Mitte – müssen erkennen, dass sie sich nicht länger einfach auf ihre Komfortzone des politischen Diskurses verlassen können. Sie müssen die Sorgen der Menschen ernst nehmen, mit denen ins Gespräch kommen, die sich abgehängt oder unverstanden fühlen“
Nur durch echte Dialoge und Lösungsansätze kann der Nährboden für die Radikalisierung, den wir derzeit beobachten, ausgetrocknet werden. Die AfD wächst, weil viele Bürger das Gefühl haben, dass sie im bestehenden politischen System keine echte Vertretung finden. Und solange diese Lücke nicht geschlossen wird, werden wir auch weiterhin mit einer zunehmenden Spaltung zu kämpfen haben.
Mutmaßlich, wenn es den etablierten Parteien gelingt, die wirklichen Probleme der Menschen zu lösen – etwa in den Bereichen soziale Gerechtigkeit, Integration und Arbeitsplatzsicherheit – dann wird der Nährboden für radikale Parteien wie die AfD schwinden. Menschen, die sich von der Gesellschaft abgehängt fühlen, würden sich wieder mit ihr verbunden fühlen. Und in diesem Szenario, wo ihre Sorgen ernst genommen und Lösungen angeboten werden, würde die AfD weit unter die 10%-Marke abfallen. Die Menschen suchen nicht nach radikalen Antworten, sie suchen nach einer Politik, die ihnen Perspektiven bietet. Und das ist es, was wir dringend brauchen.
„Wenn die drängenden Probleme der Menschen endlich gelöst sind, werden viele Bürger irgendwann einen Blick auf das Programm der AfD werfen und feststellen, dass dort nichts mehr ist, was sie an diese Partei bindet. Ohne die Ängste, die Sorgen und die Unzufriedenheit, die die AfD bislang genährt haben, wird sie ihren Halt verlieren. Die Menschen werden erkennen, dass die Partei keine echten Lösungen zu bieten hat – nur leere Rhetorik und gefährliche Vereinfachungen. Und dann wird die AfD ihren Nährboden verlieren.“